aachen 05Am 17. Juni 2023 fand in Aachen unter dem Vorsitz von Erzbischof Tichon von Ruza, dem Administrator der Diözese Berlin und Deutschland, eine Pastoralkonferenz der Geistlichen des Dekanats West statt.

Das Treffen wurde vom Dekan des Westbezirks, Archimandrit Joseph, organisiert und fand im Gemeindesaal der Kirche der heiligen Tamara in Aachen statt. Es nahmen 25 Geistliche der Gemeinden teil.

Hauptthema des Treffens war die Unterstützung und Integration von ukrainischen Flüchtlingen.

Die Vorträge zum Thema wurden vom Gemeindevorsteher der Pfarrei Mariä Schutz in Düsseldorf, Erzpriester Michael Holmetski, dem Gemeindevorsteher der Pfarrei St. Konstantin und Helena in Köln, Erzpriester Viktor Yakim und Diakon Igor Willimowski (St. Barbara-Kirche in Krefeld) gehalten. Nach den Berichten fand eine Diskussion statt.

Von unserer Gemeinde nahmen der Gemeindevorsteher Priester Alexej Veselov sowie die Diakone Dr. Elmar Kalthoff und Igor Willimowski teil.

Im folgenden ein Auszug aus dem Vortrag von Diakon Igor Willimowski und die Thesen.

Vortrag von Diakon Igor WillimowskiVortrag auf der Dekanatsversammlung über praktische Aspekte der Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge durch die St. Barbara Gemeinde in Krefeld von Diakon Igor Willimowski

Aachen, 17.06.2023

Eure Eminenz, verehrte Väter, liebe Brüder und Schwestern!

Nachdem wir in den vorangegangenen Vorträgen bereits theologische oder theoretische Aspekte des Themas der der Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge durch unsere Gemeinden betrachtet haben, möchte ich einige Erfahrungen teilen, die wir in der St. Barbara Gemeinde zu Krefeld gesammelt haben, wozu mir Erzbischof Tichon den Segen gab.

„Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen.“ Matthäus 25,35

[…] Damit wäre ich schon beim ersten Punkt unserer praktischen Erfahrungen. Wir haben auf unserer Webseite die wichtigsten Informationen bereitgestellt, die es den Ankömmlingen erlauben, sich zu orientieren.

„Niemand zündet ein Licht an und setzt es in einen Winkel, auch nicht unter einen Scheffel, sondern auf den Leuchter, damit, wer hineingeht, das Licht sehe.“ (Lk 11,33)

Neben den Botschaften unseres Patriarchen und unseres Erzbischofs über die Aufrufe zum Frieden, zum Gebet dafür und zu praktischen Hilfemaßnahmen ist dies vor allem auch eine Begrüßung und ein Artikel zum Leben in Deutschland und zu den abweichenden Besonderheiten des Gemeindelebens.

Daneben sind auf der Webseite auch wichtige Kontaktdaten von Klerus und unseren Arbeitsgruppenleitern enthalten. [...]

Damit wäre ich auch schon beim zweiten Punkt, unsere Arbeitsgruppen.

Um den Gottesdienst überhaupt gestalten zu können und alle anderen Aspekte des Gemeindelebens zu organisieren haben wir an die 25 Arbeitsgruppen eingerichtet. Eine davon beschäftigt sich mit dem sozialen Dienst und mit dem Thema, Ansprechpartner für die verschiedensten Fragestellungen der Flüchtlinge bereit zu stehen. In diesem Fall halfen sie Mitglieder dieser Gruppe bei der Organisation von Unterbringung bzw. bei der Suche nach Wohnraum, dolmetschten bei Behördenbesuchen oder halfen bei anderen behördlichen Vorgängen, standen mit Rat und Tat zur Seite.

Später dann, als es z.B. darum ging, eine Wohnung herzurichten, half die entsprechende Arbeitsgruppe dabei, andere organisierten Möbel. Für letzteres haben wir auch per WhatsApp eine spezielle Gruppe der Gemeinde eingerichtet, über die Sachen gesucht und angeboten werden können.

Die Arbeitsgruppen haben aber auch noch einen anderen Aspekt: Viele der Angekommenen möchten helfen. Sie sind es gewohnt, zu Arbeiten und möchten sich in die Gemeinde einbringen. Sie helfen im Chor, im Altar, beim Putzen der Kirche, beim Renovieren und Bauen, Essen zubereiten und abwaschen, Kirchengewänder nähen usw. […]

Als drittes möchte ich anmerken, dass natürlich sehr viel Aufklärung und Erläuterung des Lebens hier notwendig ist, wir sind in Deutschland.

„Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“ (Gal 3,28)

Wenn Neuankömmlinge (nicht nur Ukrainische) etwas anders machen möchten, muss man sie daran erinnern, dass wir eigene Traditionen und Regeln haben. Und zwar nicht primär russische, sondern eben deutsche. Wir sind in Deutschland. Manchmal haben sie aber auch gute und hilfreiche Ideen. Auch, was die Frömmigkeit angeht, denn es sind fromme Menschen, die in die Kirche integriert sind. Sie sind oftmals sehr fromm, mehr sogar als einige unserer Gemeindemitglieder. Auch wir selbst können viel lernen. Manche bringen Volksglauben mit, sind nicht religiös gebildet. Haben dann aber ihre Angewohnheiten, haben ihr Leben lang etwas so und so gemacht und sind überrascht, dass es anders ist. Auch hier muss Aufklärung und Katechese betrieben werden. […]

Viertens und eigentlich auch das Wichtigste. Wir sind Kirche. Das heißt, Ausrichtung allen Tuns ist unsere Errettung und die unserer Nächsten. Alles, was dazu beiträgt, ist wichtig und richtig, alles, was uns davon abhält, sollte nicht im Kirchenleben stattfinden. Zentrales Momentum sind der Gottesdienst, das gemeinsame Gebet. Politische Diskussionen oder nationale Positionierungen haben in der Gemeinde nichts zu suchen.

Zur Integration trägt auch bei, dass bei uns die Gottesdienste nicht ausschließlich in kirchenslawisch zelebriert werden, sondern auch in Deutsch. Damit wird klar, dass wir alle uns hier in Deutschland befinden und alle hier in einem Geiste miteinander zusammenleben müssen. […]

Ich will damit sagen, dass nicht alles immer glatt läuft und es auch Hindernisse oder gar Fehlschläge gibt. Natürlich gibt es auch Erfolge zu verzeichnen, denn es gibt sehr viele, die sich eingegliedert haben. Von mehreren Hundert Flüchtlingen, von denen manche regelmäßig, manche nur selten die Kirche besuchen, haben sich etwa 50 aktiv in die Gemeindearbeit eingegliedert und helfen in verschiedenen Bereichen mit.

Ich möchte kurz zusammenfassen.

  1. Wichtig ist Information und Aufklärung, ob auf der Webseite, im persönlichen Gespräch oder im gemeinsamen tun.
  2. Arbeitsgruppen, die verschiedene Aspekte des Gemeindelebens organisieren und die Einbindung von Flüchtlingen in diese helfen, die Last zu verteilen und die Neuankömmlinge in die Gemeinde einzubinden.
  3. Aufklärung über die Unterschiede des Lebens hier zu dem aus dem Herkunftsland müssen erklärt werden.
  4. Wir sind Kirche. Das bestimmt unsere Worte, Werke und Taten. Politische Diskussionen oder nationale Positionierungen haben hier nichts zu suchen.

Ich möchte mit einem Zitat aus dem Matthäus-Evangelium schließen:

„Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.“ (Mt 5,7)

Ich danke für die Aufmerksamkeit!

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Mehr Informationen (in russisch) auf der Webseite der Diözese rokmp.de

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