Nebel und Sonne
„Willst Du die Sonne sehen, dann musst Du Dich über den Nebel erheben.“ So schreibt der heilige Joann, Erzbischof von Shanghai und San Francisco, der im letzten Jahrhundert lebte (1896-1966). Jetzt, in der Novemberzeit, ist uns dieses Bild vor Augen – es ist draußen neblig und düster, die Sonne fehlt uns. Doch auch im geistigen Sinne hat dieser Ausspruch Bedeutung: Wir werden durch den Nebel des irdischen Lebens getrieben mit allen Sorgen, Unruhen, negativen Nachrichten, die auf uns einstürmen. Sie geben uns keine Ruhe, keine Glücksseligkeit, keine Freude. Wenn wir diese erlangen wollen, bleibt uns nichts anderes übrig, als uns genau über diesen geistigen Nebel zu erheben und unseren Blick auf die wahre Sonne, auf Gott, zu richten.
Vorbild darin sind uns die Heiligen, die oftmals unter noch schwierigeren Lebensumständen bis an ihr irdisches Ableben den Glauben an Gott bewahrt und bekannt haben – ihm immer treu geblieben sind. Kraft und Hoffnung schöpften sie aus dem Gebet zu Gott.
Diese Heiligen sind uns nahe, sie haben auch in unserer Region gewirkt, denken wir z.B. an die heiligen Maternus, Ursula, Cordula, Willibrord und Viktor. Sie sind jetzt unsere Helfer und unsere Fürsprecher vor Gott, bilden die himmlische Kirche. Oftmals denken wir, wenn wir über die Kirche sprechen, nur an das, was wir hier auf Erden wahrnehmen: das Kirchengebäude, die Geistlichen, den Gottesdienst und das karitative Wirken – wir nehmen sie lediglich als eine Art irdischer Organisation wahr. Doch die Kirche ist der Leib Christi, der mit uns hier auf Erden und denen im himmlischen Königtum seine Glieder hat, die sich gemeinsam zu einer allumfassenden Liturgie zusammenfinden. Dieses Bewusstsein gibt uns Kraft, uns sowohl über den materiellen als auch den geistigen Nebel zu erheben und Hoffnung auf unsere Errettung durch Gott.
Igor Willimowski, Diakon in der Russischen Orthodoxen St. Barbara Kirche zu Krefeld
Quelle: Rheinische Post