Sie betreten eine Kirche. Das ist ein besonderer Ort, eine andere Welt. Eine Welt, die Gott gewidmet ist, der Wahrheit und dem ewigen Leben. Hier kann man das Schiff der Errettung besteigen, hier beginnt der Weg zu Gott. Der Beginn des Weges ist ungewöhnlich, er liegt in unserer Seele, in unserem Gewissen. Doch muss man sich selbst zuerst eingestehen, dass man sich von Gott abgewandt hat und dass man vor Ihm schuldig geworden ist. Wie das Wort Gottes, die Bibel, es bezeugt, trennen uns einige unserer Taten, Worte und Gedanken, die sogenannten Sünden, von Gott. Der Anfang für diese Trennung und Abkehr von Gott wurde durch den Ungehorsam der Ureltern des Menschen gelegt – von Adam und Eva. Durch die von ihnen begangene Sünde wurde die menschliche Natur verändert: sie verlor die Fähigkeit, Gott zu danken, sie wurde entstellt, sie wurde durch die Sünde krank. Diese Krankheit, die sogenannte „Ursünde“ [Erbsünde], wurde von Adam und Eva an alle Menschen vererbt und ist der Grund für die Veranlagung eines jeden Menschen, auch persönlich Sünden zu begehen, die ihn noch weiter von seinem Schöpfer entfernen.
Der Sündenfall hat eine echte und ins Auge fallende Gottesferne zur Folge. Die Sünde richtet die menschliche Persönlichkeit zugrunde, da sie dem moralischen Gesetz widerspricht, das allen Menschen – wie der Apostel Paulus sagt – „in ihren Herzen geschrieben ist“ (Röm 2,15). Und in dem Maße, in dem der Mensch in ein sündhaftes Leben eintaucht, wächst der Grad der Zerstörung seiner Persönlichkeit, so dass er die Macht über sich selbst verliert und zu einem Sklaven seiner Leidenschaften wird, die oft wahnwitzig und manchmal sogar widerlich und boshaft sind.
Johannes Chrysostomos hat nicht übertrieben, als er sagte, dass „jeder Sünder ein Verrückter sei“. Ist denn die Tötung des eigenen Bruders aus Neid nicht tatsächlich eine Wahnsinnstat? Und ist sich ein Unzüchtiger, der das Risiko eingeht, sich mit HIV oder einer anderen gefährlichen tödlichen Krankheit zu infizieren, wirklich klar darüber, was er tut? Und haben ein Vielfraß, ein Alkoholiker oder ein Drogensüchtiger etwa nicht ihren Verstand verloren? Und wie viele zerstörte Schicksale, gescheiterte Ehen und unglückliche Kinder gibt es infolge der Sünde?
Doch jeder von uns weiß über die Folgen der Sünden auch aus seiner eigenen Erfahrung Bescheid. Und je mehr Sünden ein Mensch begeht, desto weniger sensibel wird sein Gewissen und desto leichter fällt es ihm, erneut zu sündigen.
Es ist schrecklich, dass mit dem Tod des Menschen die Macht der Sünde über ihn nicht verschwindet, sondern seine Seele im Jenseits weiter quält. Selbst beim Jüngsten Gericht, das die Geschichte unserer Welt zum Abschluss bringt, lassen die Sünden den Eingang in das künftige Zeitalter nicht zu, denn es heißt: „Und alles Unreine wird nicht in sie hineinkommen, noch derjenige, der Gräuel und Lüge tut …“ (Apokalypse 27,21). Und der Apostel Paulus schreibt: „Oder wisst ihr nicht, dass Ungerechte das Königtum Gottes nicht erben werden? Irrt euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, noch Ehebrecher, noch Lustknaben, noch Knabenschänder, noch Diebe, noch Habsüchtige, noch Trunkenbolde, noch Lästerer, noch Räuber werden das Königtum Gottes erben“ (1 Kor 6, 9-10). Aber müssen wir dann auf dem Weg der Sünde und des Todes gehen? Wir haben durch die Gnade Gottes eine andere Möglichkeit - die Versöhnung mit dem Schöpfer.
Die Vergebung der Sünden
Man kann seinen geistlichen Zustand nicht verbessern, ohne sich von den Sünden befreit zu haben. Die Sünden sind unsere Schuld vor Gott, und nur Er kann uns von ihnen reinigen, indem er sie uns verzeiht. Der Herr Jesus Christus, als vollkommener Gott und vollkommener Mensch, hat die Macht der Sündenvergebung: „Damit ihr aber wisst, dass der Sohn des Menschen Vollmacht hat, auf der Erde Sünden zu vergeben, …“ (Lk 5,24). Diese Vollmacht übertrug Er der Kirche über die Apostel, als Er ihnen nach Seiner Auferstehung erschien ist: „Jesus sprach nun wieder zu ihnen: Friede euch! Wie der Vater Mich gesandt hat, so sende Ich euch. Und als Er dies gesagt hatte, hauchte Er sie und spricht zu ihnen: Empfangt Heiligen Geist. Wenn ihr jemandem die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben, wenn ihr sie jemandem behaltet, sind sie ihm behalten“ (Jo 20, 21-23). Heute haben in der Kirche die Bischöfe und Priester als Nachfolger der Apostel die Macht der Sündenvergebung, sie werden für diesen Dienst geweiht. Das passiert durch ein Gebet unter Handauflegung von Bischöfen, die selbst Glieder der über die Jahrhunderte auf den Herrn Jesus und die Apostel zurückführenden ununterbrochenen Kette der Weihen sind. Deshalb beruht die Sündenvergebung nicht auf einer besonderen Heiligkeit oder einem frommen Leben dieses oder jenes Priesters, sondern auf der ihm von Gott verliehenen Macht.
Die Voraussetzung für die Vergebung der Sünden in der Kirche ist die Buße, das Bekennen der begangenen Sünden in der Beichte, vor Gott und der Kirche, in der Praxis also vor dem Priester. Nach dem Absolutionsgebet [dem Gebet zur Vergebung der Sünden] verzeiht Jesus Christus, der in der Beichte unsichtbar und geheimnisvoll zugegen ist, dem Sünder. Die Vergebung erfolgt im Sakrament der Buße, dem Bußsakrament. Der Herr bewirkt durch Seine Gnade die Reinigung der Seele des Beichtenden. Das alles geschieht nicht von selbst, nicht gegen den Willen des Menschen, sondern durch seine Mitwirkung, die sich in dem Vorsatz ausdrückt, in Zukunft keine neuen schweren Sünden mehr zu begehen. Ebenfalls überdenkt er sein ganzes Leben und versucht, es fortan anders zu leben. Das erfordert große Anstrengungen, denn es heißt: „Aber von den Tagen Johannes des Täufers an bis jetzt wird dem Königtum der Himmel Gewalt angetan, und Gewalttätige reißen es an sich“ (Mt 11,12). Doch mit der Hilfe Gottes ist alles möglich.
Befragen Sie Ihr Gewissen!
Sie haben sich entschieden, Ihre Seele durch die Beichte zu reinigen. Sie sind also ein erwachsener Mensch, waren als Kind getauft und haben noch nie gebeichtet. Es scheint einfach zu sein – man muss nur in die Kirche gehen und die Sünden bei der Beichte nennen, in denen uns unser Gewissen anklagt. Doch oft ist unser Gewissen durch unsere Sünden wie gelähmt. Hinter dem Empfinden der eigenen Sündlosigkeit steht häufig ein Gewissen, das sich infolge einer nicht bereuten Todsünde in einen „Schlafzustand“ befindet. Im Gegensatz dazu gab das wache Gewissen heiliger Menschen ihnen die Möglichkeit, die Vielfalt ihrer Versündigungen zu sehen. So heißt es im 1. Brief des hl. Apostels Johannes: „Wenn wir sagen, dass wir keine Sünden haben, betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns“ (1 Jo 1, 8).
Deshalb muss man sich in erster Linie von den Todsünden reinigen.
Todsünden
Diese Bezeichnung hat ihren Ursprung im Alten Testament, wo für diese Sünden die Todesstrafe oder die Verbannung stand. Im Neuen Testament findet man den Begriff „Sünde zum Tode“ (1 Jo 5,16), obwohl für sie nicht mehr eine öffentliche Bestrafung vorgeschrieben wird. Gleichzeitig schwächen die Todsünden den geistlichen Zustand des Menschen, den die Lehrer und Väter der Kirche als „Tod der Seele“ oder als „Gottverlassenheit“ beschreiben.
Todsünden sind vor allem die bewusste Auflehnung gegen Gott, das sich Lossagen von Gott oder dem Glauben, die Abwendung von der Orthodoxie mit Hinwendung zu anderen Religionen sowie bewusst ausgesprochene Schmähungen gegen Gott, die Kirche, die Gottesmutter oder die Heiligen.
Zu den schwersten Todsünden gehört Mord. In unseren Tagen ist das aber keine seltene Sünde wegen der weit verbreiteten Tötung von Kindern im Mutterleib, der Abtreibung. In der Beichte ist unbedingt die Anzahl der Abtreibungen zu nennen. Bei der Sünde der Kindstötung gibt es in der Regel Mitbeteiligte wie Ratgeber oder bei der Tötung Beihilfe Leistende. Das sind oft Verwandte, nahe Freundinnen oder der Vater des Kindes, wenn die Abtreibung mit seinem Einverständnis oder seiner Duldung durchgeführt wurde. Die moralische Haltung des Vaters ist hierbei wichtig, denn nicht selten kann sie alles ändern.
Es gibt auch passive Formen der Tötung, zum Beispiel durch unterlassene Hilfeleistung. Die Tötung eines Menschen kann auch durch ein böses Wort oder durch eine andere, die Seele verletzende Handlung erfolgen. Eine der Tötung nahekommende Sünde ist auch die gewalttätige Handgreiflichkeit, die infolge der ausgeführten Schläge bei dem anderen Menschen zu Wunden und schweren Körperverletzungen führte.
Eine große Gruppe von Todsünden steht in Zusammenhang mit dem sexuellen Bereich des menschlichen Lebens. Gott segnet entweder das Leben in der Ehe, oder die Keuschheit. Der Mensch ist kein Tier. Die intimen Beziehungen zwischen einem Mann und einer Frau finden ihre Erfüllung in der Vereinigung mit einem einzigen Menschen. Es gehört sich, diese Vereinigung mit dem Segen Gottes im Sakrament der Ehe (der Trauung) zu beginnen. Die Trauung ist beim Eintritt in die Ehe für Mitglieder der Kirche verpflichtend; ohne sie sind eheliche Verbindungen zwischen Christen nicht denkbar.
Die Kirche bezeichnet eheliche Untreue, Fremdgehen als Ehebruch. Intime Verhältnisse außerhalb der Ehe bezeichnet sie als Unzucht. Obwohl beides Todsünden sind, ist der Ehebruch die bedeutendere und größere, da dieser zu einem schweren seelischen Trauma bei dem anderen Ehepartner führt und dadurch die Liebe getötet wird, die doch die Grundlage und das Ziel des von Gott gesegneten ehelichen Bundes darstellt.
Da die Familie einen wesentlichen „Baustein“ der Gesellschaft darstellt, legt die Heirat den Eheleuten eine moralische, rechtliche und wirtschaftliche Verantwortung für die Gesellschaft, für einander und für ihre künftigen Kinder auf. In Deutschland ist die kirchliche Heirat vom Staat nicht als offizieller juristischer Akt anerkannt. Eine Ehe jedoch, die im Standesamt geschlossen wurde, ist nur die Übernahme bürgerlicher Verpflichtungen. Sie ist noch nicht von Gott gesegnet, das passiert erst in der Kirche beim Mysterium der Krönung (der kirchlichen Heirat, der Trauung).
Speziell müssen noch sodomitische Sünden erwähnt werden, also die verschiedenen Formen der Homosexualität und sexuelle Perversionen. Das sind schwere, mit seelischen Folgen verbundene Sünden. Diese sind unbedingt in der Beichte zu erwähnen.
Schwere Sünden haben auch jene begangen, die mitbeteiligt waren bei der körperlichen oder moralischen Schändung junger Menschen (Heranwachsender, junger Männer, junger Frauen), die zum Verlust der Ehre und der Unberührtheit dieser Personen führte. Des Weiteren müssen noch genannt werden: die Ausrichtung verschiedener Zusammenkünfte mit unsittlichen Darbietungen und verführerischen Redereien sowie von Trinkgelagen mit Kuppeleien. Dieses alles bedeutet Teilnahme (oder Mitbeteiligung) an der moralischen Tötung des Nächsten.
Todsünden sind auch die Lästerung oder Verfluchung der Eltern wie auch jede gegen sie gerichtete Gewalt.
Schon im Alten Testament zählte die Teilnahme an der schwarzen Magie (Hexerei) zu den Sünden, die zum Tode führen. Dazu gehören: der Umgang mit Wahrsagerinnen, Kartenlegerinnen, Astrologen, Esoterikern; ferner die Teilnahme an spiritistischen Sitzungen, an Ritualen der neueren östlichen Kulte, der Theosophie und Anthroposophie.
Der hl. Dimitrij von Rostow spricht insbesondere von Sünden, „die zum Himmel nach Vergeltung schreien“. Zu ihnen rechnet er neben der Tötung eines Menschen, die Schädigung von Armen und auch Kränkungen von Witwen und Waisen.
Andere Sünden
Alle anderen Sünden, so könnte scheinen, sind nicht genauso gefährlich für das geistliche Leben wie die Todsünden. Doch wenn es viele von ihnen gibt, dann können sie zusammengenommen das Gewissen und die Seele zuschütten. So bringen sie jede Bewegung und alles Leben zum Stillstand.
Sünden lassen sich in drei Gruppen einteilen, wenn man sie den Geboten, die Gott durch Moses (Exodus 20, 2-17) den Menschen gab, gegenüber stellt.
Die Sünden gegen Gott
Gegen das Gebot „Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Zeichen machen …“ (Ex 20,4) sündigen wir, wenn wir uns übermäßig einer Sache hingeben, diese zu einer Leidenschaft machen, dabei uns selbst und Gott verlieren. So können Musik, Tanz, Sport, Geld, Arbeit, Speisen, Verlangen nach schöner Kleidung und Möbeln, Sammlungen, Glückspiele, Personen des anderen Geschlechtes und sogar die eigenen Kinder zu Leidenschaften werden.
Der Herr befahl bereits im Alten Testament (Ex 20, 8-10) an sechs Tagen der Woche zu arbeiten und alle seine Angelegenheiten abzuwickeln, aber den siebten Tag und die Tage hoher Feste Gott zu widmen. Deshalb sind Arbeiten oder die Erledigung der alltäglichen Angelegenheiten am Sonntag (dem Tag, der Gott geweiht ist) und an den Tagen hoher Feste Sünde. Diese Sünde kann entschuldbar sein, wenn die Arbeit oder die Angelegenheiten notgedrungen verrichtet werden und wir uns nicht der Zivilgesetzgebung, dem Arbeitsrecht oder dem Zusammenwirken mit anderen Menschen entziehen können. Doch das wichtigste an diesem Gebot ist nicht die Ruhe, sondern der Besuch der Kirche am Sonntag.
Eine Verletzung des Gebotes „Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen“ (Ex 20,7) stellt auch die Erwähnung des Namens Gottes oder der Allheiligen Gottesgebärerin in alltäglichen Gesprächen mit inhaltsleeren Formulierungen dar, um ihnen eine besondere Ausdruckskraft zu verleihen („Oh mein Gott!“, „Jesus!“). Unzulässig ist auch der ironische oder scherzhafte Gebrauch von Ausdrücken aus der Heiligen Schrift. Noch schlimmer ist es, den Namen Gottes in Witzen, im Zorn während eines Streites zusammen mit Schimpfwörtern, Beleidigungen oder Flüchen auszusprechen.
Da aus derselben Quelle nicht gleichzeitig Wohlgeruch und Gestank ausströmen können, bedeutet es eine ungeheuerliche Entweihung und manchmal auch Schändung des Gebetes eines Menschen, wenn er auch obszöne Redewendungen, Schimpfworte und Flüche gebraucht. „Kein faules Wort komme aus eurem Munde, sondern nur eins, das gut ist zur notwendigen Erbauung, damit es den Hörenden Gnade gebe!“ (Epheser 4, 29). Leider enthält in unserer Zeit die Sprache vieler Menschen eine Überfülle an schlechten Wörtern und Ausdrücken. Diese müssen ein für alle Mal von einer Verwendung ausgeschlossen werden und dürfen unter keinen Umständen benutzt werden. Man soll seine Sprache nicht verunstalten und sie durch schimpfliche Redewendungen „anzureichern“ versuchen. Für uns ist es aber ganz wichtig, dass wir uns der Worte unseres Erlösers erinnern: „Ich sage euch aber, dass die Menschen von jedem unnützen Wort, das sie reden werden, Rechenschaft geben müssen am Tag des Gerichts; denn aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden.“ (Mt 12, 36-37).
Sünden gegen Gott sind ferner Verzagtheit (Depression), fehlende Hoffnung auf Gottes Hilfe und lästerndes Murren gegen Ihn wegen der Notlagen und Leiden, die uns getroffen haben.
Sünden gegen andere Menschen
Das Gebot „Du sollst Vater und Mutter ehren“ (Ex 20, 12) verpflichtet uns zu respektvollem Verhalten gegenüber unseren Eltern. Alle Streitigkeiten und Zänkereien mit ihnen und die Unterlassung von Hilfeleistungen ihnen gegenüber stellen ernsthafte Vergehen dar.
Jeder Mensch hat die Pflicht für seine Angehörigen Sorge zu tragen, insbesondere für seine Eltern, Kinder und seinen Ehepartner. Leider sind es am häufigsten unsere Familienangehörigen, Verwandten, Freunde und Kollegen, die zur „Zielscheibe“ unserer Schwächen, schlechter Laune, der Wut und des durch die Sünde entstellten Charakters werden. Wir haben gesündigt, wenn wir keine Liebe zu den Nächsten gezeigt, ihnen nicht verziehen, ihnen Übles mit Üblem vergolten haben, wenn wir zornig oder erzürnt waren, widersprochen und gestritten haben, Kränkungen und Beleidigungen ausgesprochen haben, wir uns ihnen gegenüber frech verhalten haben, eifersüchtig waren, ihnen Böses gewünscht haben; die Kinder schlecht erzogen oder sie hart gezüchtigt haben.
Ebenfalls haben wir gesündigt, wenn wir unsere Kinder nicht dem christlichen Glauben entsprechend erzogen oder ihrem geistlichen Leben nicht die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt haben, wodurch wir sie gegenüber den schwersten Versuchungen zu Beginn ihres selbständigen Lebens verwundbar gemacht haben.
Gemäß den Geboten Gottes muss der Mensch stets die Wahrheit sagen, das Eigentum und die Würde anderer respektieren, er darf auf andere nicht neidisch sein, muss Mitgefühl zu ihnen zeigen und ihnen helfen. Somit haben wir gesündigt, wenn wir: betrogen haben, Heuchlerisch waren, unsere Versprechen nicht eingehalten, Schulden nicht beglichen, uns offen oder heimlich fremdes (auch öffentliches) Gut angeeignet, uns an Erpressungen und Handgreiflichkeiten beteiligt, gestritten, andere angefeindet, anderen geschadet haben, faul bei der Arbeit waren, fremde Tätigkeit nicht geachtet und eigennützige Freundschaften geschlossen haben.
Der Ursprung allen Übels in uns ist die Leidenschaft des Stolzes mit seinen Folgen: Neid, Zorn, Rachsucht, Liebe zu Geld und Besitz, Geiz, Verachtung der Armen, Prahlerei, abfällige Beurteilung der Menschen, Weiterverbreitung von Gerüchten, leeres Geschwätz, Aufschneiderei, Unbarmherzigkeit (oder Härte) den Menschen gegenüber (besonders den Kranken oder unserer Hilfe Bedürfenden) und gegenüber Tieren.
Die Sünden gegen sich selbst
Die Sünden gegen sich selbst betreffen alle Handlungen, welche die seelische oder körperliche Gesundheit des Menschen gefährden: nutzlose Zeitvergeudung und Faulheit (über vieles Essen und Trinken vergisst der Mensch seine Seele), Schädigung seiner Gesundheit (zum Beispiel durch Trunksucht, Rauchen, Drogenmissbrauch); die eigene Demoralisierung durch Selbstbefriedigung, das Anschauen von Filmen und Zeitschriften mit der Darstellung grausamer, gewalttätiger oder pornographischer Szenen, das Singen obszöner Lieder, das Weitererzählen von unanständigen Geschichten und Witzen.
Die Vorbereitung auf die Beichte
Die Vorbereitung der Beichte im eigentlichen Sinne bedeutet das Eintauchen in das Bußsakrament. Für die erste Beichte ist es sehr förderlich, wenn Sie sich, nachdem Sie die vorhergehenden Seiten nochmals gelesen haben, Ihre Sünden aufschreiben. Vieles fällt einem im Nachhinein noch ein, wenn die Todsünden bereits in der Beichte bekannt worden sind. Was ins Gedächtnis zurückkehrt, sollte man auch aufschreiben, um sich daran bei den nächsten Beichten zu erinnern. Achten Sie auch darauf, was andere Leute, besonders diejenigen, die mit uns zusammenleben und unsere Verwandten gewöhnlich gegen uns vorbringen. Sehr oft sind deren Anschuldigungen und Vorwürfe begründet. Aber auch wenn sie nicht begründet zu sein scheinen, muss man sie doch mit Milde, ohne Grimm annehmen und zu verstehen versuchen. Denn könnte in diesen vielleicht nicht doch ein Körnchen Wahrheit stecken?
Beachten Sie! Vergeben werden nur die genannten Sünden.
Aber einzig ein Bedauern über die begangenen Sünden reicht nicht aus. Die Frucht der echten Buße – das Bedauern über die gemachten schlechten Taten – besteht in der Besserung seines gesamten Lebens, soweit es nur möglich ist. Man muss aufhören, neue schwere Sünden zu begehen und man sollte die Folgen der bereits begangenen „zu glätten“ versuchen. Erforderlich ist es, alle diejenigen um Verzeihung zu bitten, bei denen man sich schuldig gemacht hat. Für den Fall allerdings, dass das eigene Verhalten zu einem materiellen oder moralischen Schaden geführt hat, muss man sich bemühen, ihn wiedergutzumachen. Das ist eine bedeutsame Seite unserer Buße, die Johannes der Täufer „das Erbringen würdiger Früchte der Buße“ nannte (Lk 3,8). Nur indem wir damit beginnen, „Früchte zu tragen“, sehen wir in vollem Maße die Schwere unserer Sünden und die Tiefe unseres Falls ein und festigen unsere Entschlossenheit, ein neues Leben zu beginnen. Wenden Sie sich im Gebet an den Allgütigen, damit Er uns verzeihe, uns die Möglichkeit schenke, uns unsere Sünden in unser Gedächtnis zurückzurufen, um sie zu bereuen, damit Er uns die Entschlossenheit schenke, in Zukunft den früher begangenen Sünden zu entsagen und uns auf dem Weg zu einem neuen Leben zu stärken. Lesen Sie das Evangelium, das Wort Gottes, das an jeden von uns gerichtet ist. Einigen scheint es unmöglich zu sein, nach den Geboten des Evangeliums zu leben. Aber beginnen Sie nur damit! Ihre aufrichtigen Versuche werden von Gott bemerkt und die Hilfe des Allerhöchsten wird nicht ausbleiben.
Denken Sie daran! Der Herr ist nicht nur ein gerechter Richter, sondern auch ein gnädiger Vater, der die Rettung aller wünscht.
Viele der in ihrer Kindheit Getauften, die jedoch faktisch außerhalb des christlichen Glaubens und der Kirche gelebt haben, kommen als nach dem Zivilrecht Verheirate zur ersten Beichte. Ihre Ehe wurde vom Standesamt geschlossen. Wenn der Ehepartner ebenfalls Christ ist und von seiner Seite keine Hindernisse vorliegen, stellt – unabhängig vom Alter der Eheleute - die Segnung ihrer Ehe im Ehesakrament ihre volle Gültigkeit her.
Andere Situationen sind hier dann denkbar, wenn der Ehepartner eine kirchliche Ehe nicht einzugehen wünscht. Verzweifeln Sie dann nicht, beten Sie und suchen Sie Rat beim Priester. In der Regel gelingt es mit der Zeit, alle Schwierigkeiten auszuräumen. Deshalb muss man sogar eine Zivilehe mit einem ungetauften Ehepartner anerkennen. Denn auch in ihr existieren die eheliche Liebe und Kinder. Ausführlicheres hierzu findet man im 1. Korintherbrief des hl. Apostel Paulus (1 Kor 7, 12-18). Besonders wichtig ist das Gebet der Kirche. Nützlich ist auch das Gespräch des Priesters mit beiden Eheleuten.
Es gibt eine besonders wichtige Bedingung für die Vergebung unserer Sünden durch Gott: „Denn wenn ihr den Menschen ihre Vergehungen vergebt, so wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben“ (Mt 6,14). Denen zu vergeben, die uns beleidigt haben, ist manchmal nicht einfach. Es wird gesagt: „Dem Herzen kannst du nicht befehlen“. Aber der Herr, in Seiner Kraft, kann unser Herz bessern. Deshalb muss man für die uns Beleidigenden beten, damit der Herr alle zur Vernunft bringt, uns Buße, Friede, Stille und Liebe schenkt.
Denken Sie daran. Sie werden vor dem allwissenden Gott die Beichte ablegen, der alle Ihre Lebensumstände kennt, alles, was Ihre Schuld mildert und vergrößert. Der Priester ist bei der Beichte nicht Richter, sondern lediglich Zeuge.
In der Beichte soll man alle seine Sünden kurz aufzählen. Wobei man keine Entschuldigungen vorbringen soll (zum Beispiel sich nicht auf dritte Personen oder Umstände beziehen, die zu dem eigenen Sündenfall beigetragen haben). Wählen Sie auch keine Formulierungen, welche die eigene Schuld mildern.
Es ist verständlich, dass einem wieder viel Schweres einfällt und man sich schämt, darüber in der Gegenwart des Priesters zu sprechen. Die Beichte ist aber letztendlich ein Gericht, das wir über uns selbst halten, ein Gericht vor Gott und den Menschen, ein Gericht, das seinem Wesen nach unabwendbar ist, über das es in der Schrift heißt: „Denn es ist nichts Verborgenes, das nicht offenbar gemacht werden soll, auch nichts Geheimes, das nicht ans Licht kommen soll“ (Mk 4,22).
Denken Sie daran! Das wichtigste bei der Beichte ist, die eigenen Sünden aufrichtig und gewissenhaft zu bereuen, zu bedauern, sie begangen zu haben und sich zu entscheiden, sie mit der Hilfe Gottes nicht zu wiederholen.
Der Herr nimmt Ihre Buße an, selbst wenn sie nicht mit einem starken Gefühl der Reue verbunden ist, die nur schwer in „einem von der Glut der Sünde ersticktem“ Herzen entstehen kann. Die Reue jedoch ist bereits ein sich Losreißen von der Sünde, das als Resultat aus der Arbeit des Gewissens hervorgeht und nicht ohne die segenspendende Hilfe Gottes möglich ist. Deshalb, wenn die Beichte reinen Herzens geschieht und mit dem Wunsch verbunden ist, sein Leben durch entsprechende Handlungsweisen zu verbessern, sich mit allen zu versöhnen und man die göttliche Hilfe flehentlich hierzu erbittet, dann stellt sich unbedingt das Gefühl der Reue ein – entweder während der Beichte oder später.
Erzpriester Leonid Tsypin. Text in Bearbeitung.